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Vor allem vorm Menschen.

Unser Haus wurde auf einem Waldstück erbaut. Um es zu errichten, mussten die Bäume weichen. Unser Bauträger meinte bedauernd, er hätte gern alle Bäume fällen lassen, diesen Wunsch habe ihm das Bauordnungsamt jedoch verwehrt. Insofern sind ein paar Kiefern stehengeblieben, die jedoch im Zuge der Baumaßnahmen stark angegriffen wurden: Ihre Rinde ist teils beschädigt und – schlimmer noch – ihre Wurzeln wurden rigoros entfernt. Eigentlich ist es ein Wunder, dass sie überhaupt noch stehen.

Auch Kiefern wollen gepflegt werden

Und sie sollen – wie die anderen Gehölze und Sträucher – auch stehenbleiben. Schließlich spenden sie Schatten und verströmen dank gewisser Terpenoide einen angenehmen Duft, der nachweislich das Immunsystem des Menschen stärkt, ja sogar Krebs vorbeugen soll. Nicht zu vergessen ihre Fähigkeit, Sauerstoff zu produzieren und CO2 zu binden!

Deshalb liegt mir viel daran, meine Kiefern zu erhalten – und nach Möglichkeit zu stärken. Leider macht ihnen der Klimawandel jedoch zu schaffen: Kiefern gelten zwar als trockenheitstolerant, doch sonderlich hitzeverträglich sind sie nicht. Ursprünglich stammen die Nadelbäume nämlich aus dem kühlen Nordeuropa.

Damit sie während des heißen Sommers im trockenen Sandboden nicht verdursten, gieße ich sie hin und wieder. Von Februar bis August kann man die Kiefern auch düngen, und zwar mit Bittersalz und/oder Tannendünger.

Kiefern und Robinien: Ein gutes Team?

Kiefern im Verbund mit Robinien, in meinem Garten

Zusätzlich habe ich festgestellt, dass meine Kiefern eine Art Symbiose mit den umstehenden Robinien eingegangen sind. Normalerweise verdrängen Bäume artfremde Verwandte ja erbarmungslos (Bäume gehen da tatsächlich rassistisch vor: Nur die eigenen Nachkommen werden gefördert, die anderen als Konkurrenz gefürchtet und ausgemerzt…). Die Robinien jedoch dürfen sich richtig nah an die Kiefern anschmiegen.

Ich frage mich nun, ob es daran liegt, dass die Kiefern so geschwächt sind, dass sie sich nicht wehren können oder ob sie von der Fähigkeit der Robinien profitieren, den Boden mit Stickstoff anzureichern. Robinien binden den Stickstoff aus der Luft und bringen ihn in den Boden ein. Dort wiederum können ihn die Kiefern aufnehmen und verwerten (fördert das Wachstum).

Weiterhin kehre ich Nadeln, Blätter und Kiefernäpfel immer hübsch auf die Baumscheibe, statt sie auf den Kompost zu werfen. Diese verrotten zwar nur ganz langsam, früher oder später stehen sie den Bäumen aber wieder als Nahrung zur Verfügung.

Einen Baum zu pflegen, ist wirklich mit wenig Aufwand verbunden. Aber er braucht auch besonderen Schutz…


Schutz vorm Baumhasser

Zu schützen sind die Kiefern vor allem vor dem Menschen, denn der ist ihnen selten wohlgesonnen. Die gemeine Kiefer besitzt offenbar keinen Schmuckwert und trägt nicht einmal essbare Früchte. Insofern gilt sie dem gewöhnlichen Garten- und Eigenheimbesitzer als Plage, von der er sich lieber jetzt als bald befreit.

Als Städter freut man sich noch über die Bäume am Straßenrand, auch wenn sie manchmal seltsame Eigenarten haben. Vor unserem Mietshaus in Berlin zum Beispiel wuchsen riesige Linden, von denen im Frühsommer literweise Honigtau herabtropfte, so dass man bei jedem Schritt am Pflaster festklebte. Die darunter parkenden Autos wurden dadurch total verkleistert. Wenn nicht vom Honigtau, so von der Vogelscheiße der in den Zweigen brütenden Krähen und Tauben. Genervt musste man zur nächstbesten Tankstelle fahren und den Siff herunterschrubben. Aber haben wir uns deshalb für die Fällung der Bäume starkgemacht? Quatsch. Auf diese Idee kommst du nur als Landbesitzer.

Einer meiner Lieblings-Bullshit-Sätze meiner Nachbarn lautet daher wie folgt:

Ist doch mein Grundstück – da kann ich machen, was ich will!

Und wenn ich den Baum fällen will, dann fälle ich ihn halt. Das Leben kann so einfach sein.

Noch ein bisschen Bullshit-Bingo gefällig?:

Ähhh, die machen so viel Dreck, sooo viiieel Dräääck!!! Meine ganze Regenrinne ist schon zugemüllt von diesen dämlichen Nadeln und den verdammten Blättern. Und sieh dir mein Dach an! -Das muss dringend abgekärchert werden. Weißt du, was das kostet??? Guck mal, da wächst schon Moos auf meinen Ziegeln. Moos!!! Das zerfrisst die Dachziegel. Weißt du, was ein neues Dach kostet???
Und diese Robinien, die musst du unbedingt wegmachen, das sage ich dir. Die wuchern sonst alles zu. Ich habe schon Ausläufer von DEINEN Robinien in MEINEM Rasen entdeckt. Mach die bloß weg!!!
Also, die Äste hätten genauso gut auf meinem Dach landen können. Und wer weiß, beim nächsten Sturm kippen die Kiefern vielleicht ganz um und zerstören mein Haus! Das macht mir echt Angst. Die musst du fällen lassen. So schnell wie möglich! Nächste Woche kommt übrigens ein Bekannter von mir vorbei, der könnte das übernehmen. Schwarz natürlich. Kostet nur 100 Euro pro Baum. Der hat bei mir auch schon ein paar weggemacht. Schau, da waren zwei Eichen. Wusstest du, dass das Laub von Eichen nicht verrottet? Das musst du alles aufsammeln und abholen lassen. Weißt du, wie viel Arbeit das macht? Gott sei Dank, bin ich sie jetzt los!
Meine Güte, weißt du, wie nervig es ist, mit dem Rasenmäher immer um diese blöden Baumstämme herumfahren zu müssen? Ich will hier einfach nur einen Rasen, einen schönen ebenen Rasen. Stattdessen sind mir ständig diese verfickten Kiefern (drei Stück) im Weg. Ich hab einen Antrag gestellt, sie fällen zu lassen. Der wurde auch bewilligt. Du kannst dir nicht vorstellem, wie froh mich das macht.
Was?: Die Robinien stehen immer noch? Wann machst du die endlich weg und pflanzt was Richtiges hin?

Fällen ist die Lösung für alle Probleme, die ein Eigenheimbesitzer hat. Mit dem positiven Nebeneffekt, dass er gleich Brennholz für den heimischen Kamin produziert. Eine Win-Win-Situation – für seine Seite.

Es ist wirklich erstaunlich, wie sehr die Menschen, die in der Natur leben, die Natur hassen. Bis irgendein Waldbesitzer auf die Idee kommt, sich mit ein paar Windrädern etwas dazuzuverdienen: Ohhh, dann sind die Bäume natürlich schützenswert, aber wie!!!

Alles, was sich nicht totkultivieren lässt, gilt den Menschen als Todfeind.

Meinem (einzigen Natur verbundenen) Nachbarn geht es ähnlich: Dabei steht in seinem Garten nur eine einzige Kiefer. Zu dumm für ihn, dass es die größte Kiefer weit und breit ist. Ein wahrhaft stattlicher Baum. Doch seine Schönheit rückt in den Hintergrund. Was unsere Mitmenschen stattdessen sehen, ist: sein Gefahrenpotential. Schließlich könnte er umkippen. Nein, er wird umkippen! Klar, dass er dann auf irgendein Haus fallen und Menschen in den Tod reißen wird. Klar ist auch, wer dann schuld ist.

So wird hier draußen argumentiert.

Und wenn schon?, könnte man sagen. Lass sie doch reden. Bla-bla-blub. Doch diese Nicht-Wertschätzung der Natur, die ewigen Unkenrufe, sie hallen nach in deiner Seele.

Auch wenn ich weiterhin meine Kiefern und Robinien schätze, sie sogar pflege und bei großer Trockenheit gieße, so beäuge ich sie doch manchmal skeptisch und frage mich, ob ich sie überhaupt noch verantworten kann.

MM



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