Es ist schon schräg: Ich wohne in einem Ort namens Fichtenwalde, doch Fichten sucht man hier vergeblich. Stattdessen dominieren Kiefern. Nicht nur im Ort selbst, sondern vor allem in den Wäldern ringsum. Kiefern über Kiefern.
Ich habe nichts gegen Kiefern. Im Gegenteil, ich finde sie sogar sehr schön. Verbloggt habe ich meine Kiefern-Liebe hier>>
Doch die Wälder sind halt sehr eintönig. Neben Kiefern gibt es kaum andere Baumarten. Auch Büsche, Sträucher, Stauden und Blumen sind rar. Ich merke es immer, wenn ich eine neue Jogging-Strecke laufe. Wie das beim Joggen so ist, träume ich meist vor mich hin und achte dadurch kaum noch auf den Weg.
In Kiefernwäldern kann ich mir das allerdings nicht erlauben. Hier muss ich stets konzentriert bleiben, um mich wieder nach Hause zu finden. Alles sieht nämlich gleich aus. Es gibt so gut wie keine Orientierungspunkte. Wenn ich mich doch mal verlaufe, hilft nur noch das Handy-GPS.
Warum gibt es so viele Kiefern hier?
Dass diese Kiefernwälder – wie mein Nachbar behauptet – auf natürlichem Wege entstanden sind, bezweifle ich. Vielmehr vermute ich, dass sie zu DDR-Zeiten ganz bewusst gepflanzt wurden, um aus dem Rohstoff Holz Gewinn zu schlagen.
Allerdings stehen die Bäume nicht in Reih‘ und Glied, sondern wachsen mal hier, mal da. Sieht eigentlich nicht so aus, als hätte sie mal jemand gesetzt. Also doch ganz natürlich?
Nein. Tatsächlich sind die Wälder, wie wir sie kennen, überhaupt nicht natürlich entstanden. Sie wurden von Menschen angelegt, nachdem der Mensch den ursprünglichen Wald vernichtet hatte.
Der zunehmende Holzhunger der Glashütten, Köhlereien, Teer- und Kalkbrennereien sowie der wachsende Bedarf von Bau- und Brennholz in den Städten führten im 18. Jahrhundert zu einer akuten Holznot. Oft blieben vegetationslose Flächen (Sandschollen) zurück.
Durch Streunutzung und Waldweide waren die Böden so stark an Nährstoffen verarmt, dass sie nur noch dem Anbau von Kiefern genügten. (Quelle: Broschüre „Wälder Brandenburgs“)
Nach dem 2. Weltkrieg und später zu DDR-Zeiten kam es dann erneut zu Kahlschlägen. Auch danach wurde ausschließlich mit Kiefern wiederausgeforstet. So sind die Kieferwälder in Brandenburg also entstanden.
Die Nachteile der Monokultur – und wie man ihnen begegnet
Heute hat die Kiefer einen Anteil von 70% in Brandenburgs Wäldern! Damit lassen wir die anderen Bundesländer weit hinter uns. Das soll sich allerdings ändern, denn Monokulturen sind besonders anfällig für Schädlingsbefall. Außerdem sind Kiefernwälder stark waldbrandgefährdet.
Im Sommer vergehen hier oft Monate, bis es mal richtig regnet. Die Böden sind staubtrocken. Da reicht in der Tat schon die viel zitierte Kippe, die aus dem Autofenster geschnippt wird, um einen Brand zu entfachen.
Insofern hoffe ich, dass noch viele andere Baumarten ihren Weg in die hiesigen Kiefernwälder finden. Der Waldumbau, wie sich das Aufforsten mit anderen Bäumen nennt, hat jedenfalls schon in den 90ern begonnen. Er wird aber noch laaaange andauern, bis man von Mischwäldern sprechen kann.
LG
eure
Miss Minze
Da gebe ich dir 100% recht. Kiefer wälder wurden im unter anderen im Mittelalter angelegt. Schiffbau gerade an küstengebieten förderte das abholzen und aufforsten um nur ein Beispiel zu nennen. Das hat überhaupt garnichts mit dem Klimawandel zu tun. Der Mensch machte sich den Wald zu nutze, damit änderte er die bunten Mischwälder in monokulturen, und die natürlichen ständig wechselnde klimatischen Verhältnisse die sich alle Jahrhunderte verändern, kann der Wald so nicht mehr ertragen. Der Wald muss in das natürliche Gleichgewicht zurückkehren um den immerwieder kehrenden Klimawandel auch ertragen zu können.
Vielen Dank für die weiterführenden Infos! Dass die Kiefernwälder bereits im Mittelalter angelegt wurden, wusste ich noch gar nicht.
Der Waldumbau wurde ja schon begonnen (in Brandenburg), doch Resultate werden wohl erst nachfolgende Generationen erleben…
LG MM
Da klinke ich mich auch einmal ein: Sehr wahrscheinlich gibt es die Kiefernwälder seit dem 16. Jahrhundert quasi als Import durch die Hohenzollern, denen das Kurfürstentum Brandenburg zugesprochen wurde – und zwar der Zweig, der vorher die Burggrafen von Nürnberg waren. Als solche war ihr Territorium auch der Reichswald um Nürnberg mit extrem sandigem Boden und endlosen und systematisch angelegten Kiefernwäldern zuständig, die als Grundlage für Holzkohle diente, die wiederum für die Nürnberger Metallindustrie sehr wichtig war. Die Idee, solche Wälder anzulegen, geht wiederum auf einem Nürnberger Patrizier Peter Stromer von Reichenbach aus dem 14. Jahrhundert zurück.