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Bücher, die sich neuesten Erkenntnissen aus der Hirnforschung widmen, versprechen immer wieder Aha-Erlebnisse. So auch „Dein Gehirn weiß mehr als du denkst“ von Niels Birbaumer.

Wer Gehirn-Bücher liest, will im Prinzip mehr über sich selbst erfahren. So geht es jedenfalls mir. Und tatsächlich ist die Lektüre jedes Mal unheimlich erhellend. Aber auch ernüchternd, weil ich erkennen muss, dass ich kaum mehr bin als mein Gehirn.

Na logisch, das Gehirn steuert schließlich alles! Trotzdem mag man sich selbst noch so etwas wie einen freien Willen zusprechen – oder Persönlichkeit. Laut Birbaumer sind dies jedoch alles nur Auswüchse der eigenen Hirnwindungen.

Das Hirn ist auf Sucht gepolt

Birbaumer beschreibt in seinem Buch sehr verständlich, wie das Gehirn funktioniert, insbesondere wie Depressionen, Ängste und Süchte entstehen.

Besonders spannend fand ich dabei das Kapitel, in welchem er sich dem Thema Sucht widmet. Hier bin ich nämlich einem Irrglauben aufgelaufen, der da lautete: Es gibt bestimmte Substanzen (z.B. Alkohol), die körperlich abhängig machen, so dass man nach einer gewissen Zeit eine immer höhere Dosis davon braucht, um seine Sucht zu befriedigen. Letzten Endes verliert man die Kontrolle, weil der Körper so sehr nach der Substanz giert, dass alles andere unwichtig wird.

Birbaumer verneint das oben beschriebene Prozedere zwar nicht, jedoch ergänzt er, dass „sich bei allen Dingen, die wir mögen, ein unwiderstehliches Verlangen bis zur Abhängigkeit aufbauen“ kann, denn:

Die Antizipation des Lusterlebnisses, die Erwartung eines Moments der Fülle ist dann bedeutungsvoller geworden als der eigentliche Akt der Befriedigung selbst – und genau das ist das Vehikel, auf dem man mit praktisch jedem Objekt in die Sucht gleiten kann.

Niels Birbaumer: „Dein Gehirn weiß mehr als du denkst“

Es liegt also nicht (nur) an der Substanz, die man zu sich nimmt, sondern vor allem an der Erwartungshaltung, die man mit ihr verknüpft. Birbaumer erklärt dies näher anhand eines Rauchers:

Beobachtet man bei nikotinsüchtigen Menschen die Aktivität des Dopaminsystems, lässt sich zeigen, dass sie vor dem Verabreichen der Droge deutlich höher sind als zum Zeitpunkt ihrer Einnahme. […] Das heißt also: Es gibt einen Dopaminspitzenwert vor dem Zielpunkt des Wollens und einen noch höheren Wert unmittelbar nach dem Scheitern, aber keine erhöhte Dopaminausschüttung während des Konsums. Dies erklärt beispielsweise, warum ein Raucher, obwohl er noch eine Zigarette im Mund hat, hektisch umherspringt wie ein aufgescheuchtes Eichhörnchen, wenn er gerade festgestellt hat, dass seine Zigarettenschachtel leer ist. Mit dem Nikotinentzug hat das überhaupt nichts zu tun, denn er hat ja noch eine Zigarette in seinem Mund; es liegt vielmehr daran, dass er jetzt neurobiologisch absolut auf Wollen eingestellt ist.

Niels Birbaumer: „Dein Gehirn weiß mehr als du denkst“

Das Gehirn verfolge mit seiner Tätigkeit keine höheren Ziele, schreibt Birbaumer weiter. Vielmehr sei es auf unmittelbare Effekte aus: Belohnung in Form guter Gefühle, Dopamine und Amphetamine.

Und wie steht’s mit der Angst?

Diese „Effekthascherei“ führe darüber hinaus zur Aufrechterhaltung unbegründeter Ängste, zum Beispiel vor harmlosen Spinnen. Wenn ich erschrocken vor einer Spinne zurückweiche oder gar die Flucht ergreife, so verschafft mir ebenjene Flucht ein gutes Gefühl. Schließlich habe ich die Konfrontation mit der beängstigenden Spinne erfolgreich vermieden – und bin somit außer Gefahr. Das Gehirn speichert in Folge dessen ab, dass auf den Anblick einer Spinne stets die Flucht zu ergreifen sei.

Dass eine Angst auch ohne Flucht zu überwinden ist, müsse das Gehirn erst lernen, und zwar mittels Konfrontationstherapie. Nachzulesen ist das alles höchst unterhaltsam in „Dein Gehirn weiß mehr als du denkst„.


Das Buch habe ich mir übrigens selbst gekauft. Ich erwähne dies, weil Blogger schon seit geraumer Zeit unter Generalverdacht stehen, Schleichwerbung zu publizieren. Viele von ihnen greifen daher verstärkt auf Bezeichnungen wie „Werbung ohne bezahlt zu werden“ zurück, um ihre Beiträge zu kennzeichnen.

Genau genommen ist dieser Beitrag Werbung. Schließlich mache ich euch eine Ware (das Buch) schmackhaft. Doch im Grunde ist es mir egal, ob ihr euch das Buch kauft oder nicht. Für mich stand der Erkenntnisgewinn im Vordergrund, den mir die Leküre verschaffte. Ich hoffe nun, dass ich dafür nicht abgemahnt werde. Drückt mir die Daumen!

MM



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