Schau doch mal über den Gartenzaun!

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Ein Garten ist was Wunderbares! Warum er trotzdem nicht den Mittelpunkt meines Lebens bildet:

Die vermutlich letzte Hitzephase des scheidenden Sommers habe ich dazu genutzt, mit den Kindern ins Schwimmbad zu fahren. Nachmittags haben Sohnemann, sein Freund und Töchterlein Abkühlung im Luckenwalder Erlebnisbad gesucht – und gefunden. Es war ein Heidenspaß. Selbst ich bin gefühlt 50 mal die Wasserrutsche heruntergeglitten, denn anstellen musste ich mich nicht.

Außer uns waren nämlich nur etwa zehn weitere Gäste anwesend. Auf der Liegewiese hatten wir folglich die Qual der Wahl, welchen Platz (inklusive bequemer Liegestühle) wir nehmen. Die beiden Whirlpools gehörten meiner Tochter und mir ganz allein. In den wohltemperierten Wasserbecken planschten und schwammen wir nach Herzenslust, ohne gestört zu werden oder irgendjemanden zu stören. Und das zum Ende der Sommerferien, wenn doch eigentlich alle Kinder Zeit haben müssten…

Was für ein Luxus! Allerdings beschlich mich das leise Gefühl, dass dieser Luxus wohl nicht lange anhalten wird. Welche Stadt finanziert schließlich auf Dauer ein (nebenbei bemerkt: wunderschönes) Schwimmbad, das nicht genutzt wird?

Mein Garten, mein Pool, mein Baumhaus

Wenn ich mal über den Gartenzaun schaue und mich umhöre, verwundert mich das Ausbleiben der Besucher kaum: Fast jeder in meinem Umfeld hat einen eigenen Pool. Die Kinder planschen im Garten. Im kreisrunden Ungetüm können sie zwar keine Bahnen schwimmen, doch immerhin Erfrischung finden. Praktisch, nicht wahr? Aber irgendwie auch langweilig, schließlich planschen sie allein.

Klar, Sohnemann wurde auch schon vom Nachbarjungen eingeladen, in dessen Pool zu springen. Überwacht wurde die Aktion von seiner Mama – strenger als der schlimmste Bademeister: Nicht springen! Nicht schubsen!!! Nach einer viertel Stunde wurde es ihr zu bunt: Sohnemann wurde nach Hause geschickt.

Hat Seltenheitswert: Garten ohne Spielplatz

Mein Mann und ich haben uns jedenfalls bewusst gegen einen solchen Pool entschieden. In erster Linie, weil man darin nicht schwimmen kann, nur planschen. Weiterhin macht so ein Pool wenig Sinn, wenn man in einer Region voller Badeseen wohnt. Darüber hinaus sieht so ein Teil furchtbar aus, weil es aus der Erde ragt, und nicht darin hineingelassen wird. Zu guter Letzt haben wir das Gefühl, die meisten Leute aus der Nachbarschaft schaffen sich einen Pool nur deshalb an, um beim materiellen Wettrüsten nicht ins Abseits zu geraten.

Man muss ja nur über die Hecke schauen, um einschätzen zu können, wie gut es Nachbars finanziell geht. Je mehr man hat bzw. zeigt, desto besser. Vorgeschützt wird natürlich das Wohl des Kindes: Ihm soll es an nichts mangeln.

Diese Einstellung können wir nicht teilen: Deshalb haben wir auch auf den obligatorischen Spielplatz im Garten verzichtet. Es ist geradezu lächerlich, wie viele Trampoline in den hiesigen Gärten stehen – und jedes Kind springt allein (ggf. mit Geschwistern) darauf herum. Rutsche, Schaukel, Baumhaus und Sandkiste scheinen ohnehin nur proforma zu existieren. Zumindest sehe ich selten Kinder damit spielen.

Wie leergefegt: Öffentliche Plätze

Die öffentlichen Spielplätze hingegen verwaisen allmählich. Gleich zwei vielseitige Spiel- und Sportplätze gibt es in unserem Ort, beide ähnlich stark frequentiert wie das oben erwähnte Erlebnisbad in Luckenwalde.

Natürlich kommt es uns bei jedem Besuch erst einmal luxuriös vor, alle Spielgeräte für uns allein zu haben. Bewusst ist uns trotzdem: Wenn diese öffentlichen Plätze immer weniger genutzt werden, wird die Stadt kein Interesse daran haben, sie zu pflegen. Ganz offensichtlich werden sie ja nicht mehr gebraucht.

Mit Bedauern erinnere ich mich da an meinen alten Wohnort Berlin zurück, wo Spielplätze auch ein beliebter Treffpunkt für Eltern sind: Ganze Nachmittage saßen wir dort zusammen und quatschten über Gott und die Welt, lernten neue Mütter und Väter kennen, beobachteten die Kinder beim Spielen.

Wir besuchten uns so gut wie nie gegenseitig zu Hause. Oft wusste ich nicht einmal, wo genau die anderen wohnten. Als Treffpunkt diente stets öffentliches Territorium. Parks, Cafés, Familienzentren,… Deshalb hatten wir auch nie das Gefühl, uns gegenseitig irgendwas schuldig, dem anderen über- oder unterlegen zu sein. Ein weiterer Vorteil bestand darin, dass wir keine Termine vereinbaren mussten. Entweder wir trafen uns zufällig oder eben nicht.

Problem erkannt, doch längst nicht gebannt!

Hier im Vorort macht – entgegen der Annahme, alles sei familiärer und der Zusammenhalt stärker – jeder sein eigenes Ding. Frei nach dem Motto: Es lebe die Isolation!

Schließlich hat man im eigenen Garten seine Ruhe, kann abschalten und den Rasen mähen. Ich bin nicht anders. Zwar habe ich das Problem erkannt, doch auch ich muss zugeben: Es ist einfach zu gemütlich auf der eigenen Terrasse oder in der Sitzecke. Ich möchte gar nicht mehr aufstehen. Nur noch, um hier und da ein bisschen Unkraut zu zupfen oder die Blumen zu gießen. Die Welt da draußen? -Sie geht mich nichts an.

Bloß, wie groß ist wohl die Bereitschaft eines Menschen, der nur den eigenen Garten kennt, über den Tellerrand zu schauen?

Update 2017:

Wir haben jetzt doch einen Pool. Auch wenn er nur klein ist, er macht den Schwimmbadbesuch im Sommer überflüssig. Nun ja, er war billig und einfach aufzubauen. Warum also nicht?, haben wir uns gefragt. Nur weil nichts dagegen spricht, heißt das noch lange nicht, dass etwas für so einen Kauf spricht. Tatsächlich haben wir uns einlullen lassen von der Verfügbarkeit der Dinge. Immerhin spielt Töchterlein mit den Nachbarskindern, die sich übrigens ein Trampolin zugelegt haben, auf dem sie im Gegenzug auch herumturnen kann.

Wir haben Wurzeln geschlagen an diesem abweisenden Ort. Die Kinder viel eher als ich, stoßen sie doch in Kita und Schule auf Freunde und Miteinander. Losgelöst von einem solchen „Versammlungsort“ versackt man jedoch schnell in Einsamkeit.

LG
MM


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7 Kommentare

  1. Tina

    Ja, stimmt, das wäre schon schade. Und der Gedanke kommt mir auch jedes Mal, wenn ich durch die Neubausiedlung laufe, die hier gleich ein paar Meter weiter ist. Die Reihenhäuschen haben eh schon kaum Garten. Die Gärten der Nachbarn wird schon nur durch niedrige Maschandrahtzäune abgetrennt, weil sogar für vernünftige Hecken kein Platz ist. Und trotzdem steht in jedem Garten eine Schaukel-Rutschen-Kombination und ein Trampolin.
    Jetzt bin ich auch Keine, die gerne auf Spielplätze geht. Ich mag das nicht. Muss mich da nur immer über andere Eltern ärgern. Unsere Kinder spielen meistens mit den Nachbarskindern. Die haben ein Häuschen und ein Trampolin im Garten und wir einen Sandkasten und eine Rutsche. Mal sind sie bei uns dann wieder drüben. Klappt wunderbar. Ich hab‘ sie von der Küche aus im Blick, kann nebenbei was tun und muss mich nicht mit dem Smartphone zu den anderen Muttis auf die Bank setzen.
    Pools sind hier aber nicht so verbreitet. Dafür ist in den Gärten neben Schaukel und Trampolin kein Platz mehr. Aber wir haben hier ein hübsches neu renoviertes und gut besuchtes Freibad im Ort. Da geh‘ sogar ich gerne hin. 😉
    LG, Tina

    • Miss Minze

      Ist ja auch viel praktischer als der eigene Pool: Du zahlst Eintritt und musst dich ansonsten um nichts kümmern. Ob die Pumpe richtig läuft oder genug Chlor im Wasser ist, das Becken noch intakt ist usw. – um all das kümmern sich die Mitarbeiter des Schwimmbades. Nicht du. Das ist doch fantastisch!
      Gut, Kleinkinder kann man tatsächlich noch nicht allein zum Spielplatz schicken. Es ist nachvollziehbar, sie dann in die eigene Sandkiste zu setzen und vom Küchenfenster aus ein Auge auf sie zu werfen.
      Aber wenn sie größer werden, wollen Kinder ohnehin nicht mehr ständig unter Beobachtung stehen.
      Ehrlich gesagt, glaube ich, dass Kinder nichts langweiliger finden als diese Spielgerätekombinationen, die in hiesigen Gärten stehen. Sie leben doch viel lieber ihre eigene Fantasie aus.
      Liebe Grüße!

  2. Alex

    Ein schöner Garten ist was Wunderbares. In dem Garten kann man sich nicht nur gut entspannen, sondern auch mit Freunden treffen. Und wenn man schon Kinder hat…, dann ein Garten viel Spaß machen kann. Jetzt lebe ich in einer kleinen Wohnung. Allerdings träume ich über ein Einfamilienhaus in einer malerischen Umgebung.

    • Miss Minze

      Ach, man kann sich doch auch in einem Park mit Freunden treffen und entspannen. Dort muss man sich wenigstens nicht um die Pflege des Grüns kümmern 😉 Aber ja, es stimmt, ein Haus ist schon was Feines. Ich würde nie wieder mit einer Wohnung tauscen wollen 🙂

  3. Maria - Sind im Garten

    Such a true, true story. Unser Garten ist zum Buddeln, Pflanzen und Essen da, die Kleinen machen ihre Phantasiereisen (Eisbären ins Bett bringen, Eisbären füttern, Eisbären auf den Baum mitnehmen (wollen). Zum Spielgeräteklettern und Baden sind wir an öffentlichen Orten. Das ist inspirierend und entspannt und immer anders.
    Schade, dass Ihr so weit weg seid.
    Viele Grüße aus Bayern
    Maria

    • Miss Minze

      Hach, endlich eine Gleichgesinnte!!!
      Ich bin auch wirklich froh darüber, dass die Kinder mit ihren Freunden zusammen gern im Garten spielen. Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass sich die Leute hier regelrecht in ihren Gärten verschließen…
      LG Miss Minze

      • Maria - Sind im Garten

        Ja, das erlebe ich genauso. Daher stammt mein Blog-Name: „Sind im Garten“ ist eine explizite Einladung dazu zu kommen : )

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