Mein Blog Miss Minze widmet sich schon seit geraumer Zeit dem klimagerechten Gärtnern, doch mir ist aufgefallen, dass ich noch nie erklärt habe, was Klimagerechtes Gärtnern eigentlich bedeutet. Ob es darum ging, den Rasen in eine Wiese umzuwandeln oder trockenresistente Pflanzen auszuwählen, die den heißen und regenarmen Sommern trotzen, all diese Vorschläge und Maßnahmen zielten darauf ab, im Einklang mit der Natur zu gärtnern. Genau genommen, heißt das, sich die Natur nicht um jeden Preis Untertan zu machen, sondern sie als Partnerin zu begreifen. So kann auch das Gärtnern dazu beitragen, den ökologischen Fußabdruck zu minimieren.
Indem du zum Beispiel heimische Pflanzen verwendest oder solche, die den Standortverhältnissen in deinem Garten gewachsen sind, gärtnerst du mit der Natur, und nicht gegen sie. Klimagerechtes Gärtnern beinhaltet außerdem die Verwendung nachhaltiger Anbaumethoden, die Reduzierung von Chemikalien und die Förderung der Artenvielfalt. Durch Kompostierung, eine sparsame Wassernutzung und die Auswahl von klimaangepassten Pflanzen können wir dazu beitragen, unsere Umwelt artenreich zu halten und gleichzeitig köstliche, frische Produkte zu ernten. In diesem Artikel möchte ich einmal ganz konkret beantworten, was klimagerechtes Gärtnern für mich bedeutet und wie auch du Teil dieser grünen Bewegung werden kannst.
Hier sind 10 Möglichkeiten, wie du beim Gärtnern die Umwelt schonen kannst:
1. Schritt: Die richtige Auswahl von Pflanzen und Sorten
Mein Lieblingsthema und deshalb oft verbloggt: Beim klimagerechten Gärtnern ist die Auswahl der Pflanzen von entscheidender Bedeutung! Indem man regionale und klimaangepasste Sorten wählt, kann man den Wasserbedarf reduzieren und die Anfälligkeit für Krankheiten und Schädlinge verringern. Dabei sollte man auf robuste, widerstandsfähige Pflanzen setzen, die weniger Pflege benötigen und sich gut an die örtlichen Gegebenheiten anpassen. Diese Pflanzen bieten natürlicherweise auch Unterschlupf und Nahrung für Insekten, Vögel und andere Tiere, die hierzulande heimisch sind. Ihr Laub wiederum wird zu nahrhaftem Humus.
Vorgestern erst bin ich an einer Ligusterhecke vorbeigelaufen, in dem sich ein ganzer Schwarm Vögel versteckte. Die Kirschlorbeerhecke meiner Nachbarin hingegen wirkt trotz des immergrünen Laubs geradezu tot auf mich, was daran liegt, dass Kirschlorbeer für heimische Tiere keinerlei Nahrung bietet. Außerdem ist sein immergrünes Laub giftig und lässt sich auf Grund seiner extrem langsamen Verrottung nicht kompostieren. Auch das sollte man bei der Pflanzenauswahl im Hinterkopf behalten.
2. Schritt: Bodenpflege und Kompostierung
Ein gesunder Boden ist die Grundlage für erfolgreiches Gärtnern. Durch die regelmäßige Zugabe von Kompost und organischen Düngemitteln wird der Boden mit wichtigen Nährstoffen versorgt und seine Struktur verbessert. Herabfallendes Laub kann man ebenfalls einfach auf den Beeten liegenlassen, statt es abzuharken oder gar wegzusaugen. Dies fördert nicht nur das Wachstum der Pflanzen, sondern erhöht auch die Wasserspeicherkapazität des Bodens und reduziert Erosion, also den Abtrag oder sogar Verlust des Oberbodens.
Zusätzlich eine Schicht Mulch auf den Boden rund um deine Pflanzen zu legen, verzögert ebenfalls die Verdunstung von Wasser, unterdrückt Unkraut, reguliert die Bodentemperatur und bereichert die Erde, wenn er sich zersetzt. Materialien wie zerkleinerte Rinde, Stroh oder kompostierte Blätter eignen sich perfekt als Mulch und sind kostengünstig zu haben.
Ein weiteres Mittel, um den Boden zu schützen und mit Nährstoffen anzureichern, ist die Verwendung von Bodendeckern. Diese müssen nicht einmal gekauft werden, weil sie sich in nahezu jedem Garten von selbst etablieren! Ich spreche von den als Unkraut verschrienen Pflänzchen wie Vogelmiere, Ehrenpreis, Taub- und Brennesseln, Moos, Klee, Storchschnabel usw. Pflegeleicht sind sie ohnehin, sonst würden sie sich wohl kaum so schnell ausbreiten 😉
3. Schritt: Wasser sparen durch effiziente Bewässerungssysteme
Die richtige Bewässerung ist entscheidend für nachhaltiges Gärtnern. Durch den Einsatz von Tropfbewässerungssystemen oder Regenwasser-Zisternen kann der Wasserverbrauch deutlich reduziert werden. Zudem sollte man darauf achten, Pflanzen morgens oder abends zu gießen, um Wasserverluste durch Verdunstung zu minimieren.
Wie oben erwähnt, kann die passende Pflanzenauswahl ebenfalls dazu beitragen, weniger Wasser zu verbrauchen: Indem du einfach auf trockentolerante Pflanzen setzt. Alternativ lassen sich Pflanzen auch an einen geringeren Wasserverbrauch gewöhnen, indem sie dazu animiert werden, tiefer zu wurzeln.
Zu guter Letzt lässt sich auch durch die Bodenverbesserung (siehe Schritt 2) Gießwasser sparen. Kompost und Gründüngung, die in den Boden eingearbeitet wird, reichert diesen nämlich nicht nur mit Nährstoffen an: Der so entstandene Humus kann das Wasser im Boden auch besser speichern.
4. Schritt: Verzicht auf chemische Pestizide und Herbizide
Chemische Pestizide und Herbizide belasten nicht nur die Umwelt, sondern können auch die Gesundheit von Mensch und Tier gefährden. Stattdessen sollte man auf natürliche Schädlingsbekämpfungsmethoden wie den Einsatz von Nützlingen setzen. Diese natürlichen Fressfeinde halten die Schädlingspopulationen in Schach, verringern den Bedarf an Insektiziden und sorgen für ein ausgeglicheneres Ökosystem in deinem Garten.
Nützlinge fühlen sich in „unordentlichen“ Gärten besonders wohl. Haufen aus Laub, Steinen und Totholz bieten ihnen Unterschlupf und Nahrung. Hecken, Steingärten und Trockenmauern gehören ebenfalls zu beliebten Rückzugsorten für Vögel und Eidechsen, die wiederum lästige Insekten vertilgen.
5. Schritt: Förderung der Biodiversität im Garten
Noch immer bestimmt das Bild vom Haus mit angrenzender Rasenfläche unsere Vorstellung eines normalen Gartens. Sei es aus Konformismus oder Fantasielosigkeit, die Gärten in einer typischen Vorstadtsiedlung sehen sich erstaunlich ähnlich. Oft habe ich das Gefühl, dass die Natur als Feind begriffen wird. Oberstes Ziel hiesiger „Gärtner“ ist es, diesen der eigenen Kontrolle zu unterwerfen. Unsicherheitsfaktoren wie bspw. Bäume werden gefällt, um einer ordentlichen Rasenfläche Platz zu machen.
Es gilt also zunächst, über den Tellerrand zu schauen, und sich von gängigen ästhetischen Vorstellungen freizumachen – um anschließend einen möglichst vielfältigen Garten zu gestalten. Bestenfalls lässt du einen Teil deines Gartens sogar verwildern. Das schafft neuen Lebensraum für nützliche Insekten, Vögel und Kleintiere wie Nager, Frösche und Kröten und fördert so ein gedeihliches Ökosystem. Ein vielfältiger Garten ist nicht nur schöner als eine Rasenfläche, sondern auch viel widerstandsfähiger gegen Dürreperioden, Schädlinge und Krankheiten! Egal ob Nutzpflanzen, Bäume oder Stauden, alle Pflanzen in deinem Garten profitieren von einer größeren Biodiversität.
6. Schritt: Nachhaltige Nutzung von Ressourcen
Beim klimagerechten Gärtnern sollte man darauf achten, nicht nur Wasser zu sparen, sondern auch Energie und Materialien effizient zu nutzen. Dies bedeutet unter anderem, auf eine energiesparende Gartenbeleuchtung durch zum Beispiel Solarlampen zurückzugreifen. Auf elektrische Gartengeräte solltest du möglichst verzichten. Die handbetriebenen Werkzeuge und Geräte sind zudem oft günstiger in der Anschaffung – und es hält fit, die eigenen Muskeln spielen zu lassen.
Auch das Upcycling von Gegenständen im Garten kann dazu beitragen, Abfall zu reduzieren und Ressourcen zu sparen. Darüber hinaus kann man kostspielige oder selten genutzte Gartengeräte ausleihen oder mit Nachbarn gemeinsam nutzen. Wozu kaufen, wenn es sowieso zu 90% der Zeit ungenutzt im Schuppen herumsteht?
7. Schritt: Anbau von Nutzpflanzen
Der Anbau von eigenem Gemüse oder Obst ist nicht nur eine nachhaltige Möglichkeit, frische Öko-Lebensmittel zu produzieren, sondern auch eine Möglichkeit, sich mit der Natur zu verbinden und das Bewusstsein für saisonale und regionale Produkte zu schärfen.
Hier gilt allerdings dasselbe wie für Stauden, Sträucher und Bäume: Am besten gedeihen Sorten, die an den jeweiligen Standort und seine Bedingungen angepasst sind. Das betrifft die Zusammensetzung des Bodens genauso wie die Lichtverhältnisse oder die Niederschlagsmenge. Ansonsten muss man künstlich nachhelfen – und das wiederum geht auf Kosten der Nachhaltigkeit.
8. Schritt: Gartenplanung mit Blick auf das Klima
Bei der Gestaltung des Gartens sollte man das lokale Klima und die örtlichen Gegebenheiten berücksichtigen. Dies bedeutet unter anderem, schattige Plätze für empfindliche Pflanzen zu wählen, windgeschützte Bereiche zu schaffen und den Garten so zu gestalten, dass Regenwasser effizient genutzt wird. Damit Wasser auch bei langanhaltendem Regen gut einsickern kann, sollte der Boden möglichst dicht bepflanzt werden. Auf eine Bodenversiegelung solltest du hingegen weitestgehend verzichten.
Auch die sommerliche Hitze lässt sich am besten mit einer entsprechenden Bepflanzung mildern, denn Bäume und Sträucher kühlen nachweislich den Garten. Zudem kann der Einsatz von natürlichen Materialien wie Holz und Stein dazu beitragen, das Mikroklima im Garten zu verbessern.
9. Schritt: Gemeinschaftliches Gärtnern und Wissensaustausch
Gemeinschaftliche Gärten bieten nicht nur die Möglichkeit, gemeinsam mit anderen zu gärtnern, sondern auch Erfahrungen auszutauschen und voneinander zu lernen. Durch die Organisation von Workshops, Seminaren und gemeinsamen Aktionen kann das Bewusstsein für klimagerechtes Gärtnern in der Gemeinschaft gestärkt werden und neue Ideen für nachhaltiges Gärtnern entwickelt werden.
10. Schritt: Kontinuierliche Weiterentwicklung und Reflexion
Das klimagerechte Gärtnern ist ein fortlaufender Prozess, der stetige Weiterentwicklung und Reflexion erfordert. Es ist wichtig, offen für neue Ideen und Ansätze zu bleiben und den eigenen Garten regelmäßig zu beobachten und ggf. anzupassen.
Manchmal muss man auch zwischen zwei Übeln abwägen. So gehört mein Artikel über die Bekämpfung von Robinien zu den meistgeklickten Beiträgen auf diesem Blog, was vermutlich daran liegt, dass viele Leute ebenso genervt von diesem Baum sind wie ich es einst war. Und das kann ich nachvollziehen, gehört die Robinie hierzulande doch zu den hochinvasiven Neophyten, also nicht-heimischen Pflanzen, die sich mit einem irren Tempo ausbreiten und damit weniger konkurrenzfähige Arten (eigentlich alle anderen Bäume) verdrängen. Doch ist dieser reichbedornte Baum eben auch sehr hitze- und trockenheitstolerant, was ihn im Sommer zum pflegeleichten Schattenspender macht. Er entzieht seiner Umgebung kaum Wasser, reichert den Boden jedoch mit Stickstoff an, der wiederum anderen Gartenpflanzen als Dünger dient. Nicht zu vergessen die zahlreichen Blüten der Robinie, die den Baum zur Bienenweide deluxe machen!
Was also tun? -Ich persönlich habe mich für den Erhalt der Robinien in meinem Garten entschieden. Zwar bin ich nicht immer glücklich mit dieser Entscheidung (wenn mein Fahrrad mal wieder einen Platten hat, liegt es immer an einem Robiniendorn), aber ich denke, der Mehrwert für die Natur überwiegt.
Die Natur und ihre Bedürfnisse im Blick zu behalten, ist der Leitgedanke des klimagerechten Gärtnerns. Es ist ein Irrglaube, anzunehmen, man könne sich die Natur Untertan machen. Und auch das lässt sich in einer Vorstadtsiedlung gut beobachten: Verlassene Grundstücke und alte Häuser verwildern im Nullkommanichts. Letztlich holt sich die Natur eben doch zurück, was ihr gehört, und zeigt dem Menschen einmal mehr, dass er nicht Krone der Schöpfung ist, sondern nur ein Teil des großen Ganzen.
MM
Beitragsbild von Jorge Fernández Salas
Die Kirschlorbeerhecken sehen meist auch überhaupt nicht schön aus, da man die eigentlich von Hand schneiden müsste. Oft hängen von der elektrischen Heckenschere halb zerrupfte Blätter dran. Dabei gibt es wirklich schönere Alternativen. Robinien würde ich mir allerdings auch nicht in der Garten holen – Stacheln brauche ich echt nicht. Die Natur ist zwar der Boss aber foltern lassen muss ich mich nicht 😉
Deine Aversion gegen Dornen kenne ich schon – und kann sie natürlich nachvollziehen 🙂