Um Gemüse anzubauen – und vor allem eine reiche Ernte einzufahren! – benötigt man neben Sonnenschein und nährstoffreicher Erde genügend Wasser. An Letzterem mangelte es in jüngster Vergangenheit jedoch vor allem dann, wenn das Gemüse es am nötigsten brauchte, nämlich in seiner Wachstumsphase im Frühling und Sommer. Da ich weder über eine Zisterne noch andere Möglichkeiten verfüge, Regenwasser zu speichern, hieß das für mich, auf den Gemüseanbau weitestgehend zu verzichten.
Im Herbst aussäen und im Winter ernten
Nun ist mir allerdings ein Buch in die Hände gefallen, das andere Rückschlüsse zieht, und zwar nicht zu verzichten, sondern “mit dem Klima anders zu gärtnern”.
Trockenhelden im Gemüsebeet heißt das interessante Werk der Gartenbau-Ingenieurin Ortlieb Grieb. Mein Artikel soll allerdings keine Rezension werden und schon gar keine Werbung. Ich habe mich lediglich von einem im Buch angesprochenen Thema inspirieren lassen, auf das ich im Folgenden näher eingehen möchte: Den Zeitraum für Aussaat und Pflanzung einfach zu verschieben.
Tatsächlich ist es ja nicht das ganze Jahr über trocken (nicht einmal in Brandenburg!). Gerade in Herbst und Winter fällt verhältnismäßig viel Niederschlag. Und selbst wenn es nicht regnet, bleiben die Böden zumeist feucht, weil das Wasser dank der niedrigen Temperaturen viel länger braucht, um zu verdunsten. Zudem werden unsere Winter dank des Klimawandels immer milder. Starke und vor allem lang andauernde Fröste gehören mittlerweile zur Seltenheit. Gute Voraussetzungen, um Samen keimen zu lassen.
Welches Gemüse im Herbst aussäen?
Insofern empfiehlt Frau Grieb, Gemüsesorten anzubauen, die noch vom Spätsommer bis in den Herbst ausgesät werden können, weil sie bei niedrigen Temperaturen keimen und wachsen. Hier nennt sie unter anderem:
- Winter-Lauch
- Winter-Portulak
- Feldsalat
- Endivien
- Winterharte Spinatsorten
- Barbarakresse
- Löffelkraut
- Rucola
- Hirschhornwegerich
- Rosetten-Pak Choi
- Broccoli
- Winter-Blumenkohl
- Butterkohl (verwandt mit Wirsingkohl)
- einige Asiasalate, die ebenfalls frosthart sind
Bei den genannten Gemüsesorten sollte man vor allem jene wählen, die schnellwachsend sind. Ansonsten muss man sie bereits im Sommer aussäen, was den gewünschten Effekt der gleichmäßigen Bodenfeuchte jedoch konterkariert.
Ergänzend oder alternativ kann man natürlich genauso gut das zeitige Frühjahr nutzen, denn auch dann sind die Böden meist noch feucht. Hier bieten sich oft dieselben Gemüsesorten an, außerdem:
- Schalotten
- Pastinaken
- Petersilie und Schnittlauch
- Karotten
- frostharter Knoblauch
- Erbsen
- Mairübchen
- Radieschen
Darüber hinaus empfiehlt die Gärtnerin essbare Wildkräuter wie Löwenzahn, Vogelmiere, Knoblauchsrauke oder Riesengänsefuß, die ohnehin in fast jedem Garten von selbst vorkommen.
Mein Spinat-Experiment
Kaum hatte ich das Buch gelesen, wollte ich mich selbst davon überzeugen, wie gut die o.g. Empfehlungen funktionieren. Ein Samentütchen Spinat hatte ich noch im Schrank, ein kleines Beet vorbereitet. Es konnte also gleich losgehen!
In der ersten Oktoberwoche säte ich meinen Spinat aus. Dank des sonnig-warmen Wetters keimte das Saatgut schon innerhalb weniger Tage. Tatsächlich brauchte ich es nur einmal zu gießen, weil der Boden trotz Regenmangels feucht blieb.
Nach einem Monat hatte ich viele kleine Spinatpflänzchen in meinem Beet, seither haben sie sich allerdings überhaupt nicht weiterentwickelt. Ob es am erstaunlich kalten Novemberwetter liegt oder am jahreszeitlich bedingten Lichtmangel, vermag ich nicht zu sagen.
Möglicherweise habe ich auf die falsche Spinatsorte zurückgegriffen? Auf dem Samentütchen war einfach nur “Spinat” vermerkt, nicht aber, um welche Sorte es sich handelt. Bei der Aussaat im Herbst muss man stets darauf achten, nur winterharte Gemüsesorten zu verwenden.
Ernten sollte man Wintergemüse nur an frostfreien Tagen, weil Blätter und Stiele nach dem Auftauen matschig werden könnten und somit schneller schlecht werden.
Es heißt, dass Spinat etwa 10-12 Wochen nach der Aussaat geerntet werden kann. Ich beobachte die kleinen Pflänzchen also noch bis Anfang Dezember, bevor ich ein endgültiges Resümee ziehe.
Der Klimawandel erfordert auch unter Hobby-Gärtnern ein Umdenken
Praktisch wäre es jedenfalls, wenn die Pflanzung im Herbst erfolgreich wird, denn das würde tatsächlich bedeuten, dass ich trotz zunehmender Trockenheit Gemüse anbauen kann. Außerdem sind in der kalten Jahreszeit weniger Schädlinge, wie zum Beispiel Schnecken, unterwegs, was das Wachstum der jungen Pflanzen begünstigt.
Die immer heißer werdenden Sommer und damit verbundenen Trockenperioden erfordern jedenfalls ein Umdenken beim Anbau und bei der Auswahl von Nutzpflanzen. Herkömmliche Sorten können den neuen Herausforderungen u.U. nicht mehr gerecht werden. Es liegt daher auf der Hand, entweder den Zeitpunkt der Auspflanzung zu verschieben oder gänzlich andere Gemüsesorten auszuwählen. -Solche, die eben besser mit dem Klimawandel zurechtkommen.
MM
Beitragsbild von Annie Spratt
Erbsen wären tatsächlich eine schöne Idee fürs Frühjahr. Wobei ich ja eigentlich nichts groß anbaue, da fehlen mir aktuell Zeit und Muse. Und auch, wenn manches genügsam ist – ein bisschen Sonne brauchts halt doch. Unsere Erdbeerpflanze produziert immer noch fleißig, die hat vom Herbst noch nichts mitbekommen. Aber reif werden die Früchte natürlich nicht mehr.
Hallo,
wahrscheinlich wartet dein Spinat, bis er wieder Tage mit 10 Stunden Tageslicht bekommt. 😉
Wenn du Glück hast, wächst er über den Winter ganz langsam weiter. Wenn du großes Pech hast, sind im Frühjahr aber die Schnecken schneller.
Diese Ratgeberbücher sind alle gut und schön, aber man muss immer auch die eigenen Anbaubedingungen dazu im Auge behalten. Dazu können diese Bücher wenig aussagen. Das muss man sich selbst ausprobieren.
„Bei der Aussaat im Herbst muss man stets darauf achten, nur winterharte Gemüsesorten zu verwenden.“ Das stimmt so nicht ganz. Bei einem normalen Kopfsalat steht z.B. nie drauf, dass er winterhart ist. Ist er aber, wenn man ihm langsam an die Kälte gewöhnt.
Der Anbau von Nutzpflanzen in Herbst & Winter ist ja keine neue Erfindung. Somit denke ich schon, dass er durchaus gelingen kann. Natürlich hast du Recht, wenn du schreibst, man muss es unter den Bedingungen ausprobieren, die am jeweiligen Standort vorherrschen, aber das schließt einen Erfolg ja nicht aus 😉
So könnte man bspw. ein Vlies verwenden, um das Beet vor einem frühzeitigen Wintereinbruch, wie wir ihn gerade erleben, zu schützen. Oder man verlegt den Anbau in ein Gewächshaus oder Frühbeet. Mit „winderharten Gemüsesorten“ meine ich selbstverständlich nur solche Pflanzen, für die es mehrere Sorten gibt. Der Spinat gehört zum Beispiel dazu.
LG