In Deutschland haben sich neben der Robinie und dem Götterbaum zahlreiche invasive Pflanzenarten etabliert, die unser heimisches Ökosystem zunehmend unter Druck setzen. Besonders sechs Neophyten stellen eine ernsthafte Bedrohung dar: der Riesenbärenklau, das Drüsige Springkraut, der Japanische Staudenknöterich, die Späte Traubenkirsche, die Ambrosia und die Kanadische Goldrute. Diese Arten breiten sich rasant aus und verdrängen einheimische Pflanzen und Tiere, was langfristig das Gleichgewicht der Natur stört.
6 Neophyten, die besonders invasiv sind

Der Riesenbärenklau fällt durch seine imposante Größe sofort ins Auge. Doch seine Gefahr liegt nicht nur in der starken Konkurrenz zu heimischen Kräutern, sondern auch darin, dass sein Pflanzensaft in Kombination mit Sonnenlicht schwere Hautverbrennungen hervorrufen kann. Wer ihm begegnet, sollte deshalb vorsichtig sein.
Das Drüsige Springkraut breitet sich bevorzugt an Flussufern aus und bildet dort dichte Bestände. Diese Monokulturen verhindern, dass andere Pflanzen und Insekten dort Nahrung finden, was das Ökosystem empfindlich stört.
Besonders problematisch ist der Japanische Staudenknöterich (siehe Titelbild). Er wächst beeindruckend schnell – bis zu zehn Zentimeter pro Tag(!) – und seine kräftigen Rhizome können sogar Asphalt und Mauern aufbrechen. Der Staudenknöterich verdrängt nahezu alle anderen Pflanzenarten an seinem Standort und zerstört so wichtige Lebensräume. Um den Staudenknöterich zu bekämpfen, ist konsequentes und langfristiges Vorgehen notwendig, denn bereits kleinste Wurzelreste treiben wieder aus.

Die Ambrosia, die optisch dem Beifuß oder Wermut ähnelt, ist vor allem wegen ihrer stark allergenen Pollen gefürchtet. Schon kleine Mengen lösen bei vielen Menschen heftige allergische Reaktionen aus, was die Pflanze auch aus gesundheitlicher Sicht problematisch macht.
Diese Neophyten sind im Vormarsch
Die Spätblühende Traubenkirsche (Prunus serotina) bildet in lichten Wäldern dichte Strauchschichten, die die Entwicklung der Krautschicht und die Verjüngung einheimischer Bäume wie Eiche, Eberesche und Kiefer stark behindern. Als Halbschattenbaum verjüngt sie sich besser und verdrängt so diese Lichtbaumarten, was das Lichtklima und die Artenvielfalt im Wald stark verändert. Zusätzlich hemmt sie durch allelopathische Substanzen das Wachstum anderer Pflanzen. Aufgrund ihres schnellen Längenwachstums und der giftigen Blattstoffe wird sie vom Wild kaum gefressen, was ihr einen weiteren Vorteil verschafft. Besonders gefährlich ist ihr Vorkommen in lichten Kiefern- und Eichenwäldern auf Sandböden sowie angrenzenden Heiden, wo sie die Offenlandbiotope verdrängt und spezialisierte Pflanzenarten bedroht.

Sägt man die Traubenkirsche ab, wachsen aus dem verbliebenen Stumpf innerhalb kürzester Zeit zahlreiche Triebe. Um den eigentlich in Nordamerika beheimateten Baum langfristig zu vertreiben, muss man ihn deshalb mitsamt seiner Wurzeln entfernen.
Die Kanadische Goldrute (Solidago canadensis) ist eine besonders ausbreitungsfreudige Pflanze auf Brachflächen und Wiesen. Sie bildet dichte Bestände, die heimischen Wildblumen den Lebensraum nehmen und so die Artenvielfalt deutlich reduzieren. In Deutschland wächst daneben auch die einheimische Gewöhnliche Goldrute (Solidago virgaurea). Beide Arten ähneln sich, lassen sich aber unterscheiden: Die Kanadische Goldrute wird deutlich höher (bis zu 2 Meter), hat oft breitere Blätter und dichte Blütenstände. Die einheimische Gewöhnliche Goldrute ist dagegen meist kleiner, mit schlankeren Blättern und lockereren Blütenständen.
Der Staudenknöterich – eine echte Herausforderung
Der Japanische Staudenknöterich (auch Riesenknöterich genannt) ist nicht umsonst einer der am schwersten zu bekämpfenden Neophyten. Seine unglaubliche Wuchsgeschwindigkeit von bis zu zehn Zentimetern pro Tag und seine tiefreichenden Rhizome machen ihn zu einem zerstörerischen Pflanzenmonster. Selbst kleinste Wurzelstücke können nach dem Entfernen wieder austreiben und neue Pflanzen bilden. Ein einfaches Ausreißen reicht daher selten aus. Wer den Staudenknöterich bekämpfen will, muss Geduld und Ausdauer mitbringen.
Gezielte Maßnahmen zum Staudenknöterich bekämpfen:
- Mehrmaliges Mähen oder Schneiden vor der Samenbildung, um die Pflanze auszuhungern
- Sorgfältiges Ausgraben aller Wurzelreste (am besten bei trockenem Boden)
- Chemische Bekämpfung mit Herbiziden (nur fachgerecht und nach Genehmigung)
- Langfristige Kontrolle, da die Pflanze mehrere Jahre im Boden überdauern kann
Ein konsequentes und geduldiges Vorgehen ist entscheidend, um den Staudenknöterich nachhaltig zurückzudrängen.
Wie können wir die Ausbreitung stoppen?
Die Bekämpfung invasiver Neophyten gelingt nur durch eine Kombination aus professioneller Arbeit und engagiertem bürgerschaftlichem Handeln. Besonders wichtig ist die Früherkennung junger Bestände, denn je kleiner und jünger eine Population ist, desto leichter lässt sie sich entfernen. Mechanische Maßnahmen wie das Ausreißen oder regelmäßige Abmähen vor der Samenreife können die Ausbreitung deutlich bremsen. Das gilt insbesondere für den Staudenknöterich: Hier müssen auch kleinste Wurzelreste sorgfältig entfernt werden, um ein Nachwachsen zu verhindern.
Darüber hinaus sollten invasive Arten nicht in Gärten gepflanzt werden, um eine sogenannte „Gartenflucht“ zu vermeiden – das heißt, Pflanzen, die ursprünglich im Garten standen, dürfen nicht in die freie Natur entkommen. Öffentlichkeitsarbeit und Aufklärungskampagnen helfen, die Bevölkerung für das Thema zu sensibilisieren und zum Mitmachen zu motivieren.
Ein innovativer Ansatz aus Schweden: Naturschutz per App
In Schweden gibt es ein spannendes Projekt namens Crowdsorsa, das vor allem auf bürgerschaftliches Engagement setzt. Dort können Privatpersonen invasive Pflanzen wie den Staudenknöterich selbst ausreißen und ihren Einsatz über eine App dokumentieren. Die Aktion wird belohnt – wer mitmacht, erhält eine kleine finanzielle Anerkennung. Das steigert die Motivation und fördert den Naturschutz auf einer breiten Basis.
Dieser Ansatz zeigt, wie wir auch in Deutschland den Kampf gegen invasive Pflanzenarten unterstützen könnten. Mit einer vergleichbaren App könnten Interessierte von Jung bis Alt unkompliziert aktiv werden und so helfen, den Riesenknöterich zu bekämpfen – und damit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt unserer heimischen Natur leisten.
Dass sich invasive Arten wie Traubenkirsche, Robinie oder Staudenknöterich hierzulande immer weiter ausbreiten, liegt auch daran, dass sie bestens an Hitze und Trockenheit angepasst sind. Während heimische Bäume wie Linde und Buche unter Hitzestress leiden, und andere – wie Kiefer und Fichte – von Schädlingen heimgesucht werden, die wiederum vom wärmeren Klima profitieren, wachsen die Neophyten nur umso schneller. Da sie oftmals auch noch giftig sind, müssen sie sich vor Fressfeinden oder Schädlingen nicht fürchten.
Die Europäische Union hat eine sogenannte Unionsliste invasiver Arten erstellt, auf der aktuell 88 Tier- und Pflanzenarten verzeichnet sind, die als besonders problematisch gelten. Von diesen Arten kommen mindestens 46 in Deutschland wildlebend vor. Die Broschüre dient als zentrale Informationsquelle und gibt Aufschluss über den rechtlichen Umgang mit diesen Arten sowie Maßnahmen zur Eindämmung. Wer mehr über invasive Neophyten wie den Staudenknöterich erfahren möchte, findet dort weiterführende Informationen.
MM
Titelbild von Wikimedia.org: CC BY-SA 3.0, Link
Schreibe einen Kommentar