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Das Image von Roundup hat stark gelitten, seitdem der Unkrautvernichter im Verdacht steht, Krebs zu verursachen. Dabei ist Umweltschützern das in Roundup enthaltene Glyphosat schon länger ein Dorn im Auge. Dieses vom US-amerikanischen Agrarriesen Monsanto produzierte Totalherbizid wird Jahr für Jahr tonnenweise auf die Felder gesprüht, bevor sie bepflanzt werden.

Was hat Glyphosat mit mir zu tun?

Nun stellt sich die Frage, welche Pflanzen überhaupt auf Böden wachsen, die vorher, aber auch während der Wachstumsphase mit Glyphosat behandelt werden: Solche, die gegen Glyphosat resistent sind. Die gibt es – zum Beispiel in Form von Soja und Mais. Monsanto(!) brachte dieses erste gentechnisch veränderte Saatgut in den Handel. Es wird nun vor allem in Nord- und Südamerika angebaut. Mais und Sojabohnen wiederum landen als Tierfutter u.a. in deutschen Mastbetrieben – oder als Cornflakes auf dem Frühstückstisch. So schließt sich der Kreis – und das Unbehagen beim Verbraucher wächst.

Roundup zur Unkrautbekämpfung

Ich wollte erst einmal nur wissen, ob Roundup tatsächlich so wirkungsvoll gegen Unkraut ist, und habe es getestet. Unkraut wächst schließlich en masse in meinem Garten…

Es ist übrigens gar nicht so einfach, an das echte Roundup heranzukommen. In hiesigen Baumärkten werden oft nur Mogelpackungen verkauft. Dort steht dann im Kleingedruckten, dass kein Glyphosat enthalten ist. Online habe ich jedoch das echte Roundup gefunden.

Meine Nachbarin hat ihren kompletten Robinienbestand mit Roundup vernichtet – und zwar nachhaltig. Tatsächlich!: Ein paar Sprühstöße aufs Blattwerk und der Baum stirbt (innerhalb von einer Woche). Das ist schon faszinierend. Die Brombeeren waren da hartnäckiger. Die Sträucher musste ich gleich mehrfach einsprühen, bis sie nach zwei Wochen endlich das Zeitliche gesegnet haben.

Praktisch ist überdies, dass keine Kollateralschäden zu befürchten sind, da Roundup punktuell wirkt. Nur die Pflanze stirbt, deren Blattwerk mit dem Herbizid in Berührung kommt. Im Boden hingegen reichert sich Glyphosat (angeblich) nicht an. Deshalb können Felder nach dem Einsatz des Herbizids auch sofort bepflanzt werden.

Fazit: Roundup funktioniert einwandfrei.

Braucht man Roundup im Garten überhaupt?

Obwohl ich kein Chemie-Freak bin, muss ich zugeben, dass man um Roundup nicht herumkommt, wenn man ganz bestimmte Pflanzen loswerden will.

Die Robinie zum Beispiel oder den Essigbaum. Wenn man diese Bäume stark zurückschneidet oder gar fällt, wehren sie sich, indem sie wahnsinnig viele Wurzelausläufer bilden, die sich teils über den ganzen Garten erstrecken.

Ich kenne zwei ältere Damen, die sich jedes Jahr aufs Neue damit abquälen, diese Wurzeln aus dem Boden zu buddeln und so ihren halben Garten umgraben. Das tun sie über Stunden und Tage, aber sie finden trotzdem nicht alle Wurzelausläufer, so dass an irgendeiner Stelle doch wieder ein kleines Bäumchen sprießt und der ganze Ärger wiederholt sich im folgenden Jahr.

Hast du die Roundup-Flasche zur Hand, bist du solch invasive Pflanzen innerhalb weniger Minuten los, und zwar für immer.

Warum Roundup schädlich ist

Roundup für Hobbygärtner: Was ist so schlimm an Glyphosat? Und: Hat es auch Vorteile?

Doch das soll keine Werbung für Roundup werden. Nachteile hat das Zeug mit Sicherheit, obwohl Bayer dies natürlich beharrlich abstreitet. Aber mal ehrlich, ich glaube, kein Hobbygärtner wäre so verrückt, Roundup auf ein Beet zu sprühen, auf dem er später noch etwas Essbares ernten will.

Genau das macht die moderne Landwirtschaft jedoch – und sie macht es seit über 40 Jahren. Ja, so lange ist Glyphosat schon im Einsatz. Es hat damals übrigens wesentlich schädlichere Herbizide abgelöst.

Dabei entwickeln immer mehr Unkräuter Resistenzen gegenüber Glyphosat, was dazu führt, dass noch mehr Herbizide ausgebracht werden. Die gelangen natürlich nicht immer ausschließlich an ihren Bestimmungsort, sondern ziehen auch die Pflanzen am Rande in Mitleidenschaft. Das bedroht die Artenvielfalt – und im Zuge dessen auch Insekten wie zum Beispiel Bienen, die immer weniger Nahrung finden.

Das allerdings kann man ebenfalls nicht allein dem Einsatz von Glyphosat anlasten, sondern viel eher der Landwirtschaft insgesamt, die sich offenbar (bis auf ein paar Öko-Bauern) einen Dreck um die Umwelt schert.

Was die Landwirtschaft damit zu tun hat

Was mich an der Debatte über Roundup bzw. Glyphosat wirklich stört, ist die einseitige Berichterstattung, die den Blick auf die wahren Verhältnisse verstellt, indem sie ein Märchen von Gut und Böse erzählt.

Da ist auf der einen Seite der fiese Konzern, der auf Kosten der Umwelt Milliardenumsätze scheffelt. Auf der anderen Seit steht der arme Verbraucher, der um seine Gesundheit fürchten muss.

Dabei geht es gar nicht so sehr um Monsanto und den Krebs. Es geht m.E. um das Wesen unserer Landwirtschaft, die rein gar nichts mehr mit dem aus Bilderbüchern bekannten Bauernhof zu tun hat.

Warum reden alle nur von Glyphosat, aber keiner über dessen Anwender: die Landwirte?

Es widert mich an, Fleisch zu kaufen, einfach weil es so unverschämt billig ist. Es widert mich an, im Kühlregal ewig nach einer Milchpappe zu suchen, auf der mir versichert wird, dass die Kühe wenigstens einen Teil ihres Lebens auf der Weide stehen durften, weil ich sonst davon ausgehen muss, dass sie in ihrem ganzen jämmerlichen Leben kein einziges Mal den Himmel gesehen haben. Es widert mich an, beim Verzehr eines Hühnereis an all die männlichen Küken denken zu müssen, die dafür geschreddert wurden. Es widert mich an, meine Kinder Cornflakes zu essen zu sehen mit dem Wissen, dass diese Rückstände von Glyphosat enthalten.

Das alles muss gar nicht krebserregend sein, aber krank ist es trotzdem.


Statt sich einseitig auf Bayer und Monsanto einzuschießen, sollten wir Verbraucher lieber über echte Alternativen nachdenken, die darin bestehen, die Landwirtschaft zu reformieren – hin zu mehr Nachhaltigkeit, Umweltverträglichkeit und Tierschutz. Wie man dies umsetzen kann (nein, es ist keine Utopie!), darüber berichtet ein Artikel im Guardian: How to feed the world – without killing everything.

Nach meinem Roundup-Experiment brauche ich den Unkrautvernichter nun doch nicht mehr. Ich habe mich mit den verbliebenen Robinien arrangiert – und kürzlich gelernt, dass die übrigen „Beikräuter“ gar nicht so schlimm sind. Man kann sie sogar essen!

Doch dazu später mehr…

MM



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