Letzte Woche habe ich mich mit Agnes zum Schwimmen verabredet und sie auf dem Weg zur Schwimmhalle über ihren Beruf (sie ist Lehrerin) ausgequetscht, weil ich auf meiner Suche nach einer „neuen beruflichen Herausforderung“ auch den Quereinstieg ins Lehramt in Erwägung gezogen habe.
Und was sie mir erzählte, war das bislang Erhellenste, was mir mitgeteilt wurde, seitdem ich auf Jobsuche bin! Ansonsten kamen ja immer nur Platitüden wie „Das schaffst du schon!“ oder „Du bist so gut ausgebildet, die würden dich sofort nehmen!“ oder „Du kannst doch so gut mit Kindern umgehen, ich sehe dich auf jeden Fall als Erzieherin!“.
Agnes vermied solche Gemeinplätze weitestgehend. Stattdessen erzählte sie mir ehrlich, was ihren früheren Job als Kindergartenerzieherin und den jetzigen als Sonderpädagogin ausmachen. Nicht nur das, sie verglich beide Jobs zudem mit meiner jetzigen Situation, in der ich die meiste Zeit zu Hause verbringe, ohne Zeitdruck arbeite und mich nicht mit intriganten KollegInnen herumschlagen muss.
Kurz, sie stellte heraus, mit welchen Veränderungen ich rechnen müsste. Obwohl sie stets auch die Vorteile ihrer Jobs betonte, wurde mir bewusst, wie wenig ich das will. Schlimmer noch: Wie wenig ich dafür geschaffen bin! Zwar bin auch ich am sozialen Miteinander interessiert und unterhalte mich wahnsinnig gern mit anderen Leuten (meistens frage ich sie aus), aber ich schätze das Alleinsein ebenso sehr, ja, ich brauche meine Zeit für mich sogar unbedingt.
Prompt wurde ich nach dem Schwimmen krank. Derartig desillusioniert zu werden, verkraftet mein Immunsystem ziemlich schlecht. Aber im Grunde bin ich dankbar dafür. Lieber im Voraus Bescheid wissen, als erst im Berufsleben enttäuscht zu werden.
MM
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